Waldfriedhof Lauheide
Steckbrief: Ökologisch
Klima
- Der Landschaftsraum besitzt atlantische Klimabedingungen
- Niederschlag Jahressumme (mm): 739
- Temperatur Jahresmittel (°C): 10,4
- Sommertage Jahresmittel (Tage): 38
- Frosttage Jahresmittel (Tage): 56
- Sonnenscheindauer Jahressumme (Stunden): 1558,0
Boden
- Podsol-Regosol (sandig)
- Schutzwürdigkeit der Böden: tiefgründige Sand- oder Schuttböden mit hoher Funktionserfüllung als Biotopentwicklungspotenzial für Extremstandorte
- Auengley (lehmig-sandig)
- Schutzwürdigkeit der Böden: Grundwasserböden mit hoher Funktionserfüllung als Biotopentwicklungspotenzial für Extremstandorte
- Podsol-Gley (sandig)
- Braunerde (lehmig-sandig)
- Schutzwürdigkeit der Böden: Wasserspeicher im 2-Meter-Raum mit hoher Funktionserfüllung als Regulations- und Kühlungsfunktion
Geologie
- Auenterassen (Sand, Schluff, Lehm), geologisches Zeitalter: Holozän
- Niederterassen (Sand, Kies), geologisches Zeitalter: Weichsel
- Uferwall (Sand), geologisches Zeitalter: Weichsel
- Ablagerungen in Bach- und Flusstälern (Schluff), geologisches Zeitalter: Holozän
Naturräumliche Einordnung
- Naturräumliche Haupteinheit[7]
- Das Gebiet liegt im Naturraum „Ostmünsterland“ (NR-540), welches Teilgebiet der Westfälischen Tieflandsbucht ist
- Landschaftsraum[8]
- Die umgebende Landschaft gehört zum Landschaftraum „Handorfer Sandplatte“ (LR-IIIa-027)
- Der Landschaftsraum zeichnet sich durch seine ebene Lage aus und befindet sich in der Emsniederung zwischen der Stadt Münster und des Kreises Warendorf
- Als natürliche Waldgesellschaft sind feuchte Buchen-Eichenwälder mit stellenweisen Eichen-Birkenwaldflächen vorzufinden. An höher gelegenen Bereichen befindet sich trockener Buchen-Eichenwald
- Vereinzelte Gräben entwässern die Ems und Werse
- Die Fließgewässer Ems und Werse dienen als Naherholungsraum
- Landwirtschaftlich genutzte offene Kulturlandschaft
- Das Landschaftsbild wird primär durch die Münsterländer Parklandschaft charakterisiert
- An Truppenübungsplätzen lassen sich sandige Offenbodenstellen mit Binnendünen und Sandtrockenrasen finden sowie vereinzelte Waldbereiche mit lichtem Baumbestand. Diese Flächen zeugen vom historischen Bild alter Sandlandschaft
- Historische geprägte Aspekte wie Plaggenesche, Heiden und Wallhecken sind im Landschaftraum zu finden
- Biotpverbundsflächen[9]
- Der Friedhof ist dem Biotpverbund „Waldfriedhof Lauheide mit angrenzenden Bachtälern“ (VB-MS-3912-109) zugehörig à besondere Bedeutung (Verbindungs-, Ergänzungs- und Entwicklungsbereiche des Biotopverbundes NRW)
- Heterogener und strukturreicher Friedhof
- alte Waldflächen (z.B. Kiefernmischwälder, bodensaure Laubwälder)
- reliktartige Heideflächen (mit Beständen von Wacholder, Besenginster und Besenheide). Lokale und ursprüngliche Bestände von Wacholder und Besenginster sind als Naturdenkmale ausgewiesen
- reliktartige Magergrünlandflächen
- alte Wallhecken
- Feuchtgrünlandbereiche (aus Flutrasen- und Calthion-Gesellschaften) ist großflächig in der, den Friedhof durchziehenden, Gewässerrinne vorhanden
- Als schutzwürdiger Bereich ist das naturnahe Bachtälchen des Bogenbaches mit anschließender Vegetation des Erlen- und Erlenbruchwald ausgewiesen. Der obere Teil des Gewässers ist eutrophiert und angrenzend befinden sich Bestände von Hybridpappeln
- Da der Standort angrenzenden zum FFH-Gebiet Emsaue liegt trägt er zum großräumigen Biotopverbund bei
- Der Standort trägt zum Biotop- und Artenschutz bei
- Der Standort bietet bedeutende Trittstein- und Refugialbiotope sowie Habitat (vor allem Heide- und Wacholderflächen, Feuchtwiesen und naturnahe Bachauen) für gefährdete Pflanzenbestände. Magere Feuchtgrünländer gehören zu den seltenen und gefährdeten Biotoptypen
- Angrenzend (südwestlich) befindet sich ein Hecken-Grünland-Komplex
- Landschaftsschutzgebiete[12]
- LSG-Landschaftsraum Waldfriedhof Lauheide bis Böhmerbach (LSG-WAF-00086)
- Schutzziel:
- „zum Schutz eines großen, zusammenhaengenden Waldkomplexes mit z. T. alten Laubwaldanteilen,
- zur Erhaltung der Leistungsfaehigkeit des Naturhaushalts, insbesondere im Hinblick auf die Beibehaltung und gegebenenfalls Erhoehung des standorttypischen Waldanteils,
- zum Erhalt und zum Schutz einer vielfaeltig strukturierten Landschaft mit Gruenlandflaechen, alten Heckenstrukturen, Wallhecken und Kopfbaeumen, Obstwiesen sowie von zwei kulturhistorisch wertvollen Teilstuecken einer alten Landwehr,
- zum Erhalt der Kleingewaesserdichte, u. a. mit Vorkommen des Laubfrosches,
- zum Schutz und zur Entwicklung der Feuchtgruenlandflaechen am Boehmerbach“
Pflanzen
- Aktuell wurden insgesamt 99 Pflanzen-Arten auf dem Waldfriedhof Lauheide vorgefunden, davon:
- Gefäßpflanzen: 81
- Moose: 9
- Flechten*: 9
- [Zeitraum: 01.08.2023 – 10.04.2024]
- *Die Flechten wurden der Übersicht halber in der Pflanzenarten-Auflistung mitzugezählt.
Tiere
- Aktuell wurden insgesamt 105 Tier-Arten auf dem Waldfriedhof Lauheide vorgefunden, davon:
- Vögel: 17
- Weichtiere: 1
- Fliegen und Mücken: 10
- Hautflügler: 7
- Heuschrecken: 6
- Käfer: 4
- Gliederfüßer: 5
- Wanzen, Pflanzenläuse, Zikaden: 6
- Libellen: 3
- Nachtfalter: 36
- Tagfalter: 6
- Pilze*: 3
- [Zeitraum: 01.08.2023 – 10.04.2024]
- *Die Pilze wurden der Übersicht halber in der Tierarten-Auflistung mitzugezählt.
Biologische Vielfalt
- Auswertung Diversitätsindex: in Arbeit
Nachhaltigkeit
- Schutzwürdigkeit der Böden (s. 2. Kapitel Boden)
- Großteil der Wege ist unversiegelt
- Verbot von Grabeinfassungen, Pflanzenschutzmittel und künstlichem Dünger
- Vogelnistkästen
- Fledermauskästen
- Offenbodenstellen für bodennistende Insekten
Steckbrief: Kulturell
Einzugsgebiet
- Ländlich an der Ems, östlich 12 km von Münster, ca. 3 km nordwestliche von Telgte
- Neben Naturschutzgebiet Emsaue
- Bevölkerung: Münster: 321.421 (Ende 2023); Telgte: 20.700 (2024)
- Muslimische Gemeinden im Umfeld: – muslimische Moschee-Gemeinden: Münster: 8 Moscheen, Telgte: 1 Moschee
- Muslimisches Gräberfeld: Grabfelder-Bereich IIIV (an der Heide)
- Status: aktiv
Größe des Friedhofs:
- Hektar: 84 Hektar, größter Waldfriedhof in NRW
- Davon muslimisches Gräberfeld:
- Anzahl der Grabstätten: über 35.000 Gräber à größter Friedhof der Stadt Münster
- Anzahl muslimische Gräber: 410 Tuch-/Sarggräber und 188 Kindergräber (Stand Oktober 2024)
- jährlich ca. 800 Menschen bestattet
Geschichte
- Historische Bedeutung: Seit 4000 Jahre Ort des Begräbnisses, Hügelgräber aus Bronzezeit, Urnengräber, die von 1000 bis 500 Jahre vor der Zeitrechnung stammen,
- Dann eine Heidefläche, die Bauern für ihre Landwirtschaft nutzte: Lohe-Quelle aus den Eichen zum Ledergerben à Daher der Name „Lau-Heide“
- Ursprüngliche Idee eines Waldfriedhofs: Für Germanen ein heiliger Ort
- Neo-Romantiker entdecken dies wieder: heiliger Hain, beseelte Bäume, Natur als Grundlage für Landschaftsbau;
- Vorbild für Lauheide: Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, Waldfriedhof von München, Bielefelder Sennefriedhof
- 1942 Gründung als kommunaler Waldfriedhof der Stadt Münster
- Im Oktober 2014 wurde er zum „schönsten Friedhof Deutschlands“ gewählt.
Aufgrund seiner langen Geschichte und der geographischen Lage dürfen Bewohner zweier Städte den Friedhof gemeinsam nutzen: Münster und Telgte. Zuständig für ihn ist das Amt für Grünflächen und Umweltschutz der Stadt Münster, in dessen Besitz sich der Friedhof befindet.
Architektur
- Pavillon als Versammlungs- und Toten-Gebetsort bei Bestattungen
- Marmorplatte als Zwischen-Aufbahrung vor die Erdbestattung
- Koran-Steinpfahl: Aufbahrung des Korans für Trauernde
Kulturelle Vielfalt
Besondere kulturelle Bräuche und Traditionen:
- Tuchbestattung (kein Sarg)
- Ausrichtung nach Mekka (Körper: in Seitenlage, das Gesicht zeigt nach Mekka und ein Ohr nach oben zum Himmel)
- auf dem Gräberfeld Menschen allen Alters und Geschlechts
- Kindergräber besondere Fläche
- verschieden Konfessionen: Sunniten, Schiiten, Aleviten, Gemeinden mit eigenen Flächen
- Grabpflege: minimalistisch bis aufwendig
- Grabsteine mit Gedichten und Koranverse in kalligraphischer Schrift (keine religiöse Norm, sondern Brauch)
Multikulturelle Nachbarschaft des muslimischen Gräberfeldes:
- Drei 4000 Jahre alte Hügelgräber (Grabfeldbereich IX)
- Kriegsgräber mit Verstorbenen aus über 13 Nationen (insgesamt 1135)
- Konfessionslos und Konfessions-divers
- Besondere Persönlichkeiten:Wilfrid Bach (1936–2015), Klimatologe: gehörte seit 60er Jahren zu den ersten Mahnern der Globalen Erwärmung
Nachhaltigkeit
- Verwaltungsgebäude, Sanitär, Kapelle, Trauerhalle: Wärmeenergie aus eigenen Holzbeständen der Lauheide
- Tuchbestattungen möglich
- Frisches Quellwasser aus der Leitung
Kooperationen mit lokalen Gemeinden, Bildungseinrichtungen und Umweltschutzorganisationen:
- Emshof (Schüler-Bio-Bauernhof)
- Ar-Rahman-Moschee Münster
- [Angefragt: RELíGIO – Westfälisches Museum für religiöse Kultur]
- [geplant: Gebrüder-Grimm-Schule Telgte]
- …




Massnahmen
Der Waldfriedhof Lauheide ist schon durch seine Lage, Größe und Naturbelassenheit ein ökologisch sehr vielfältiger Lebensraum. Die Verwaltung des Waldfriedhofs Lauheide ist sehr an der Umsetzung von ökologischen Maßnahmen – soweit noch möglich – und unterstützt das Projekt in allen Belangen.
Wildwuchsflächen
Beschilderung
Informationen/Schilder werden aufgestellt zum Projekt, um ökologische und spirituelle Zusammenhänge zu erläutern.

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Förderhinweis: Das Projekt „Der Friedhof lebt – Interreligiöse Archegärten in Deutschland“ wird getragen vom Institut für Theologische Zoologie e. V. und gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen.